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09.08.2012

Financial Times Deutschland zitiert AFC-Experten mit Einschätzungen zur Feinkost-Industrie

Hengstenbergs Sauerkraut-Hedging
von Nina Anika Klotz

Hengstenberg mag schlechtes Wetter: Dann sind Sauerkraut und Gürkchen gefragt. Das Unternehmen braucht aber auch gutes Wetter, sonst fällt die Ernte mager aus. Wie ein Gurken-Unternehmen in einem unsicheren Markt Stabilität erringt. 

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Seit 136 Jahren hängt der Erfolg des Esslinger Unternehmens davon ab, wie gut die Gurken- und Kohlernte ausfällt. Bis zu 50.000 Tonnen Kohl verarbeitet Hengstenberg im Jahr zu Sauerkraut und Rotkohl - was die Felder eben hergeben.

Gedeih und Verderb hängen ab vom Gedeih oder Verderb des Gemüses draußen auf dem Acker. Dafür, dass es bis weit in den Juli hinein eigentlich ständig geregnet hat, zeigt sich Steffen Hengstenberg erstaunlich gelassen. Das mag an seinem Charakter liegen. Und daran, dass er und seine Vorgänger sich überlegt haben, wie sie sich davor schützen können, dass widriges Wetter Ernte und Umsatz verhagelt. Indem nämlich das Risiko gestreut wird. Auf verschiedene Standorte, auf verschiedene Sorten Gemüse. ...

Doch was macht Hengstenberg?

Das Unternehmen sieht sich ebenfalls auf der sicheren Seite. "Hiobsbotschaften gibt es jedes Jahr", sagt Steffen Hengstenberg. Um nicht teuer zukaufen zu müssen, verteilt er das Risiko....

Einleggurken wachsen massenhaft in Polen, aber auch in der Türkei und sogar in Indien. Der Weltmarkt ist groß, und entsprechend gut können die Preise sein. ...

Die meisten Sauerkonservenhersteller vereinbaren ebenso wie Hengstenberg mit ihren Vertragsbauern schon im Winter eine bestimmte Gurkenmenge, insofern sind die meisten Pflanzen schon verkauft, bevor sie gewachsen sind. ...

Überbestände an Handelsmarken zu verscheuern, das ist allerdings tabu. Gurken, die einmal zu Hengstenberg Knax erkoren wurden, bleiben Hengstenberg Knax und werden keine "Ja"-Gürkchen oder sonst was. Obwohl Handelsmarken im Bereich Feinsaures etwa 60 Prozent des Marktes ausmachen und einiges davon von Hengstenbergs Konkurrenten unter den Markenherstellen stammt, sagt Otto Strecker, Vorstand der AFC Consulting Group. Das Beratungsunternehmen ist ausschließlich im Lebensmittelbereich tätig. Daneben gibt es Hersteller, die fast ausschließlich für die Handelsmarken der Discounter und Supermärkte liefern, etwa die Firma Stollenwerk aus der Nähe von Düren.

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Das Geschäft mit dem Feinsauren ist durchaus sauer verdientes Geld, sagt der Gürkchen-Boss. Das habe aber auch etwas Gutes: "Das hält uns so manchen internationalen Konzern vom Leib, der sonst in unsere Bereiche eindringen und uns mit großem Kapital verdrängen könnte." ...

Was die Großen ebenfalls abschreckt: Erfolgsstorys mit steil nach oben zeigenden Absatz- und Umsatzzahlen lassen sich mit Gurken nicht erzählen. Im Schnitt vertilgt der Deutsche pro Jahr zwei Kilo Gewürzgurken. Eine Ausnahme war das Ehec-Jahr 2011, in dem Hengstenberg einen Nachfrageanstieg von zehn Prozent verzeichnen konnte. "Nicht schlecht für einen so etablierten Markt." Als Salatgurken unter Generalverdacht geraten waren, griffen viele zur pasteurisierten und damit sicheren Essigvariante.

Financial Times Deutschland, 9. August 2012

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http://www.ftd.de/karriere-management/management/:unternehmensfuehrung-hengstenbergs-sauerkraut-hedging/70073260.html